Höchst. Ganz gegen jeden Trend verlief der
Theaterworkshop im Bürgerzentrum Lindenviertel am vergangenen
Wochenende. Während sich an den deutschen Theaterschulen vorrangig
Frauen anmelden, saß am Samstag mit Esther Poppe gerade mal eine
Frau im Kreis von zehn männlichen Nachwuchs-Schauspielern.
«Für eine professionelle Schauspielschule bin ich zu alt,
aber ich möchte gerne weiter an mir arbeiten. Deshalb habe ich das
Angebot des Workshops gerne angenommen», erklärte die
27-Jährige. Dass sie Workshop-Leiter Georgios J. Slimistinos kennt
und seine Arbeit schätzt, war für sie ein zusätzliches
Argument .
Ähnlich erging es
Ecevit Keskin, der schon eine Menge Theatererfahrung mitbringt und dazu
lernen möchte. Der 27-Jährige spielt in der Theatergruppe mit
und hat mit dem Kinderstück «Sterntaler» schon auf der
Bühne gestanden. Sein großer Traum wäre die Titelrolle
in Edmont Rostarts Cyrano von Bergerac. Ein weiter Weg,
schließlich hat kein geringerer als Gérard Depardieu den
stolzen Edelmann in der Filmversion verkörpert.
Ob dieser und die vielen
anderen großen und kleinen Träume der zehn Teilnehmer jemals
in Erfüllung gehen, weiß auch Theatermacher Slimistinos vom
ZwischenZeitTheater nicht. Nur so viel: «Spielfreude und
Interesse am Theaterspiel sind die wichtigsten Voraussetzungen – alles
andere findet sich.» Im Gegenteil: «Theaterspiel ist zum
größten Teil Handwerk und das wollen wir innerhalb des
Workshops zumindest ansatzweise vermitteln. Dazu gehören neben
Gesten unterschiedliche Stilelemente der verschiedenen Rollenstrukturen
aber auch Atemübungen und Stimmbildung», sagt er.
Wichtigstes Ziel sei, den Teilnehmern die Chance zu geben, sich selbst
zu verwirklichen und zu sehen, wie weit jeder einzelne kommt, denn:
«Superstars findet man nicht über einen
«Workshop!» Dafür aber begeisterte Teilnehmer. Selbst
als es darum ging, Satzketten zu bilden. «Geübt wird, um im
Falle eines Falles, sprich bei Hängern, den Faden unmerklich
für das Publikum wieder aufnehmen zu können»,
erläuterte der Profi und aus dem Begriff Rotkehlchen wurde im
schnellen Wechsel der Teilnehmer schließlich nach diversen
Assoziationen ein belächeltes Pieppieppiep.
Seit einem halben Jahr ist
das ZwischenZeitTheater, das 1992 als Fun Theater gegründet wurde,
und – nomen est omen – vor allem Spaß an der Theaterarbeit
vermitteln will, im Bürgerzentrum im Lindenviertel zu Hause.
Getragen wird es über die Einnahmen aus Workshops und
Aufführungen sowie Sponsoringgeldern.
Vor allem den Jugendlichen
aus Höchst, so ist es auch mit dem Ortsbeirat 6 abgestimmt, will
man das Angebot machen, sich auszuprobieren und die eigenen Talente zu
testen. Nicht umsonst richtet sich der Workshop an junge Leute ab 15,
zu denen sich auch Felix Möller zählen darf. Der 17 Jahre
alte Schüler würde gerne nebenberuflich auf den Brettern, die
für so manchen die Welt bedeuten, stehen. Erste Erfahrungen hat er
in der Schule und in einem Improvisationstheater gesammelt. Die
Zukunftschancen stehen für einen wie ihn dabei gar nicht so
schlecht. Denn wie gesagt: «An den Schauspielschulen herrscht
Männermangel», weiß Georgios J. Slimistinos, der für eine Musical-Produktion
zudem noch «richtig gute» Sängerinnen und Sänger
sucht <Mehr unter dem
LINK Produktionen >. (umb) ( Frankfurter Neue Presse)